A Mensch

Kategorie: Klassiker, Lyrik

Harald Pesata
A Mensch …
Heitere Verse von Eugen Roth
auf Wienerisch

€ 19,80
172 Seiten, gebunden, Schutzumschlag
ISBN 978-3-902744-86-9


Harald Pesata hat das Werk von Eugen Roth ins Wienerische übertragen.
Mit A Mensch … legt er den ersten Band vor. Bei jedem Gedicht sind Original und Übertragung gegenübergestellt.

Entstanden ist eine lebendige Interpretation mit der Pesata Roths zeitlosen Gedichten Wiener Schmäh einhaucht.

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Da storke Kaffee

A Mensch liegt do, de Augn offn,
er hot auf d’Nocht an Mokka gsoffn.
De Wirkung is so wechslhoft,
dass a ned woch is und ned schloft.
Gfaungan in da Zwischnwööd,
wird a vo schiache Hoibtraam quööt,
de sein Schädl planiern mit Ängst
vo Sochn, wo r a glaubt, dass s’ längst
vaorbeit san und laung scho g’fressn,
akkrat sei Hirn hot nix vagessn –
so wöözt eam sei Bewusstseinsweitn
vo aana auf de aundre Seitn
und sei Gedaunknkarussöö,
draht und eiert furchtbor schnöö,
in an Kraunzgeflecht da Zeit,
aus Jetzt und da Vagaunganheit.
Wos a probiert, wos a aa mocht,
er schloft ned ei in dera Nocht.
Da Mensch sogt si: „I schwea’s fir imma,
Kaffee trink i gaunz sicha nimma!“
Do in da Fruah, do daumpft a scho,
da frische Mokka aum Rechaud.

Harald Pesata

 

Der starke Kaffee

Ein Mensch, der viel Kaffee getrunken,
Ist nachts in keinen Schlaf gesunken.
Nun muß er zwischen Tod und Leben
Hoch überm Schlummerabgrund schweben
Und sich mit flatterflinken Nerven
Von einer Angst zur andern werfen
Und wie ein Affe auf dem schwanken
Gezweige turnen der Gedanken,
Muß über die geheimsten Wurzeln
Des vielverschlungnen Daseins purzeln
Und hat verlaufen sich alsbald
Im höllischen Gehirn-Urwald.
In einer Schlucht von tausend Dämpfen
Muß er mit Spukgestalten kämpfen,
Muß, von Gespenstern blöd geäfft,
An Weiber, Schule, Krieg, Geschäft
In tollster Überblendung denken
Und kann sich nicht ins Nichts versenken.
Der Mensch in selber Nacht beschließt,
Daß er Kaffee nie mehr genießt.
Doch ist vergessen alles Weh
Am andern Morgen – beim Kaffee.

Eugen Roth